In Cairo war es entgegen aller Meldungen sehr nett und erstaunlich entspannt. Natürlich ist es ein chaotisches Moloch mit unglaublich dreckiger Luft, doch ist das Flair erstaunlich angenehm und die Leute recht entspannt und größtenteils unaufdringlich. Über Couchsurfing habe ich sehr nette Kerle kennengelernt, habe aber in einem nicht sonderlich sauberen Hotel gepennt.
Man kann sich an einem Mix aus vielen Baustilen und sehr unterschiedlichen Stadtteilen erfreuen.
Von Unruhen war im Zentrum keine Spur. Die haben sich angeblich in die ärmeren Bezirke verlagert.
Die meisten Leute sind klasse und haben kein Interesse, einem das Leben schwer zu machen. Ganz im Gegenteil.
Aber es braucht nur ein paar wenige um alles zu versauen und von denen gibt es hier eher ein "paar viele".
In Luxor lernte ich eine andere Seite des Landes kennen. Die, die ich von einer Pauschalreise in Erinnerung hatte. Gerade weil ich es nur aus dieser Perspektive kannte, wollte ich nochmal allein hin. Es hat sich nur bedingt gelohnt.
Scharen von Bootsführern, Kutschern, Taxifahrern und Schleppern stürzen sich auf die wenigen Touristen. Manche wird man kaum los oder sie werden richtig persönlich, wenn man sie wegschickt. Ist einer weg, kommt gleich der nächste.
Die Altertümer sind klasse und definitiv einen Besuch wert. Doch frage ich mich echt, ob die Ägypter seitdem irgendetwas zustande bekommen haben. Freigelegt wurden sie von Ausländern, nun sitzen Ägypter in den Ruinen, gehen den Touris auf die Nerven, gucken den Vögeln zu wie sie die Ausgrabungen vollscheißen und halten die Hand auf.
An den Ein- und Ausgängen zwingt man die Besucher zu einem Spießrutenlauf durch Märkte.
Brauche ich zu Erwähnen, daß an jeder Ecke Abzocke lauert?
Gestern fuhr ich mit zwei anderem mit einem Taxi nach Aswan. Der Fahrer machte bei einem schäbigen Café pause, wo wir für 3 Tee 5€ zahlen sollten (normal wären 60-90ct), in Aswan stieg ein Schlepper zu. Einfach unglaublich!
Der Cafébesitzer bekam 1€ und einen Vogel gezeigt, der Schlepper wurde gestichelt bis er irgendwann das Weite suchte, vielleicht lag es auch an dem sehr netten Rezeptionisten - die Schmeißfliege war uns bis ins Hotel gefolgt.
Kein Drama, aber einfach schade um die Zeit, die man mit solchen Leuten vergeudet.
Das Hotel, in dem ich gerade bin, wirbt mit einer Dachterrasse mit kleinem Pool. Das Dach ist vollkommen verdreckt und wird nur auf Verlangen aufgeschlossen "because there are no tourists". Das Zimmer war recht eingestaubt. Das muß man hier wohl hinnehmen.
Einerseits verständlich, aber bei dem Gebaren kommt bald niemand mehr. Es scheint aber eh nur ums schnelle Geld zu gehen und nicht um Nachhaltigkeit. Also AIDS mit den Bruchbuden!
Immerhin habe ich ein Zimmer mit wunderschönem Nilblick und ein eigenes Bad um meinen Dünnschiß zu kurieren.

Die ausländischen Frauen beschweren sich einhellig über vollkommen fehlenden Respekt. Sexangebote auf der Straße, Grapscher und sogar kleinere Übergriffe sind an der Tagesordnung.
Ich bin mir ziemlich sicher, daß ich nicht wiederkommen werde. Vielleicht nochmal auf einen Stopover nach Kairo, ansonsten sind die Nachteile des Landes einfach zu gravierend.
Was für ein trauriges Land! Es sieht aus, als wäre es in einer art Selbstzerstörungsmodus.
Montag geht es nach Amman. Vermutlich fliege ich von dort oder Tel Aviv zurück.
Den Landweg über den Sinai möchte ich nicht nehmen. Immerhin bekomme ich von Alitalia ein paar Gebühren erstattet, wenn ich den Flug nicht antrete und selbst wenn sie es nicht täten, wäre das immernoch billiger als zurück nach Kairo zu fliegen.
Vorher sehe ich mir noch Abu Simbel an. Das wird bestimmt wieder ein feiner Spießrutenlauf.