Chernobyl 2011: http://www.flickr.com/photos/bluegerbil ... 9111/show/
Bilder aus dem wohl einzigen öffentlich zugänglichen Bunkersystem zum Abschuß von Interkontinentalraketen:
http://www.flickr.com//photos/bluegerbi ... 3312/show/
Nett: Die LKW - mit Ladung (1 Rakete SS-19 "Satan") wiegt das Schätzchen knappe 240 Tonnen.
Infos zum Bunker: http://www.rvsn.com.ua/en/
Tschernobyl & Pripyat
Wir waren 2 Tage da. Die Strahlenbelastung ist nicht einheitlich, vielmehr sind Teile der beiden Städten chemisch gereinigt worden, da hast Du vielleicht die doppelte oder vierfache Belastung gegenüber der "normalen" Hintergrundstrahlung in Deutschland. Dann gibt´s "Hotspots", wo es sehr stark strahlt, vor allem dort, wo entweder der Wind nach der Explosion den verstrahlten Staub hingetragen hat (Red Forest als Extrembeispiel) oder wo Dinge stehen von den Liquidatoren, die direkt mit den strahlenden Materialien des Reaktors in Berührung kamen (Fahrzeugfriedhof, manche Räume des Krankenhaus, wo die ersten Feuerwehrmänner behandelt wurden). Der "Red Forest" ist ein ehemaliges Waldstück, das "die volle Ladung" abbekommen hat und binnen weniger Tage nach der Explosion eben tiefrot wurde und dann zügig abstarb. Die Reste wurden mit schwerem Gerät verbuddelt. Dort hatten wir die höchste Strahlenbelastung, etwa das 210x der normalen Strahlung. Da sind Alex und ich nur kurz rein, ein paar Fotos und im Schweinsgalopp wieder raus - keine 90 Sekunden. Der Rest ist strahlungstechnisch sehr entspannt.
Wir haben in der Zone übernachtet (scherzhaft "Tschernobyl Hilton" genannt, das einzige "Hotel" vor Ort, ein paar zusammengeschweißte Baucontainer mit überraschend sauberen Zimmern (lediglich die Duschmatte fällt unter das Verbot chemischer Kriegsführung) und mehrfach gegessen. Das Essen (für Bauarbeiter halt, mehr als reichlich und FETT!) wird von außerhalb der Zone gebracht, ebenso die Ware, die du in den beiden Supermärkten bekommst (80% Alkohol, davon 90% Wodka, der Rest Bier und (sehr leckerer!) Cognac). Tschernobyl wird vom Wachpersonal bewohnt und von Hunderten von Mitarbeitern der Kraftwerke und Bauarbeiter der diversen Firmen, allen voran Novarka (die auch das neue Shelter-System bauen sollen)
Die Arbeiter haben je nach Einsatzort entweder eine 4-Tageswoche und 3 Tage frei oder 15 Tage Arbeit und 15 Tage frei. Solange Du nicht an den Arbeiten an Reaktor 4 beteiligt bist, denke ich, das die Belastung überschaubar ist. Es rennt auch jeder mit Dosimeter herum (im Gegensatz zum Geigerzähler, der nur die aktuelle Belastung mißt und nicht die gesammelte), um das im Blick zu behalten.
Die Entscheidung, zwei Tage statt des "normalen" Touri-Programms (morgens 130km aus Kiev hin, nachmittags zurück) war absolut richtig, nur so hat man die Chance, ein bisschen mehr zu sehen. Abends waren wir am See mit den versinkenden Schiffen und der wieder aufgebauten Kirche, bei untergehender Sonne ein tolles Erlebnis. In einem Tag wirst Du einfach nur "durchgeschleust", wir hatten so am ersten Tag das "Standardprogramm" (Infocenter, Aussichtspunkt am Reaktor 4, Riesen-Welse füttern, Sightseeing in Pripyat) und am zweiten Tag viel Zeit, Pripyat zu erkunden. Der Guide am 2. Tag war deutlich entspannter, sinngemäß: "Macht was ihr wollt, aber keinen Unsinn!" - und wir konnten uns sehr frei bewegen. Ich denke auch, das das daran lag, das er sah, das wir keine 19jährigen Amis mit Tarnanzug und Restalkohol sind. Wir hatten eigentlich eine "private tour" gebucht (meine Frau, eine Freundin und ich) und wurden am Tag des Abflugs gefragt, ob´s OK wäre, wenn wir noch drei weitere Personen dazu bekämen. Ich war erst ein wenig skeptisch, es stellte sich aber heraus, das wir zu 100% Glück hatten - ein australisches Ehepaar, das am Abend dann (wir hatten unser Zimmer zur "Cognac Lounge" erklärt) von ihren Reisen nach Nord-Korea und in die Antarktisch erzählte - die waren cool, sind nach Paris geflogen, Auto gemietet, nach Kiev gefahren, dann weiter an die Krim, dann in´s Baltikum hoch und dann zurück nach Paris. Und der Dritte war Alex, ein deutscher Journalist, Ex-Microsofti, der seinen Traum vom Schreiben und Fotografieren lebt - http://www.neureuters.de - auch sehr relaxt. Er will auch nochmal in die Zone, wir denken gerade auf einer 4-Tages-Tour herum für die "etwas spezielleren" Orte.
Artikel von Alex zum Thema: http://www.neureuters.de/5-broken-dreams/
Bei Fragen stehe ich usw. usw.
