Ein Land, das viele begeistert und mindestens ebensoviele vollkommen anekelt und abstößt.
Ich selbst bin mir nach gut 2 Wochen immernoch nicht sicher, ob es mir gefallen soll oder nicht.
Im Grunde genommen ist es sehr schön hier. Nordindien ist ja auch bekannt für seine schönen und romantischen Städte. Eigentlich gibt es überall etwas Interessantes zu sehen. Das Klima ist mit gut 30° tags und gut 20° nachts auch sehr angenehm.
Es gibt jedoch einiges, was einem die Stimmung ganz schön vermiesen kann. Am schlimmsten finde ich die unbeschreibliche Luftverschmutzung. Oft fällt das Atmen schwer und an manchen Tagen lief mir dauernd die Nase. Auch sonst hat man oft das Gefühl, sich in einer riesigen Kloake aufzuhalten. Viele Gassen sind voller Kuh- und Köterscheiße, auch Menschen hinterlassen ihre Überreste. Auch Abwässer oder z.B. Reste der Käseproduktion werden gern einfach auf die Straße geschüttet. Ein Spaziergang ist meist von entsprechenden Gerüchen begleitet, viele Flüsse sind grau und ölig.
Sofern Kühe, Hunde oder Menschen am Scheißen gehindert werden,z.B in Museumsanlagen, übernehmen Tauben diese Aufgabe. Sie werden sogar gefüttert, denn es soll dem Karma dienen.
Das Elend ist ein weiteres Thema: Vielen geht es unbeschreiblich schlecht. An staubigen Hauptverkehrsstraßen liegen vollkommen zerlumpte Menschen und schlafen. Ob nur kurz oder für immer läßt sich im Vorbeifahren meist nicht sagen.
Ich versuche es auszublenden, denn ändern kann ich es eh nicht.
Man profitiert eigentlich sogar von der Armut, denn Rikschafahren ist unschlagbar billig. Bedenkt man, daß wir bereits Touristentarif zahlen, tun einem die schwer arbeitenden Kerle schon leid.

Die Menschenmassen sind auch anstrengend. Sie bevölkern in Scharen die engen Bürgersteige (so solche vorhanden) oder bewegen sich in hupenden, oft schrottreifen Blechkisten durch die Straßen.
Ein Problem ist das allerdings nicht, denn wider erwarten sind die meisten Leute hier recht umgänglich. Das ist angenehm.
Nervereien und Unverschämtheiten bleiben dennoch nicht aus, sind aber meist erträglich. Es ist besonders auffällig, daß viele Männer ihre Sexualität nicht sonderlich gut im Griff haben.
Hinzu kommen die Umgangsformen vieler Leute. Sie erinnern mich manchmal etwas an einen Schweinestall. Man wird angehustet, manche rülpsen oder kratzen sich das Gemächt während sie mit einem reden.
Angerempelt oder zur Seite geschubst wird man aber seltenst.
Für den Reisenden hat hier vieles seine Vor- und Nachteile. Z.B. das komplizierte System der indischen Eisenbahnen. Es gibt viele Klassen, Kontingente und Ticketarten. Bekommt man bei der Onlinebuchung kein Ticket mehr, kann ein Trinkgeld an der richtigen Stelle Wunder wirken. Dann wird halt nochmal in allen Kontingenten geforscht.
Das Meiste regelt das Chaos und es scheint zu funktionieren. Ist etwas reglementiert, so muß man sich nicht selten das Lachen verkneifen. Z.B. wenn man am Eingang zum Geldautomaten seine Karte durchziehen muß, obwohl drinnen 5 Wachleute stehen. Um eine Eintrittskarte für den Stadtpalast zu bekommen, mußten wir heute erst bei einem Supervisor einen Zettel holen, konnten sie dann erst zahlen und in Empfang nehmen. Kurz darauf wurde sie erst gelocht, 10m weiter der gelochte Abschnitt abgerissen.
Irrenhaus!
Die Polizei regelt übrigens sehr beherzt. Die Jungs haben lange Holzstöcke, die auch eingesetzt werden, wenn jemand nicht spurt.
Der Straßenverkehr läßt meine Lust auf eine Autotour nach Indien schwinden.
Ich habe noch nie so schlechte Fahrer erlebt! Geht man über die Straße, fahren sie grundsätzlich direkt auf einen zu, auch wenn wahnsinnig viel Platz ist. Hauptsache, es wird gehupt.